Meine Schützlinge
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Meine Notschweine kommen aus den unterschiedlichsten Gründen zu mir. Sei es, dass das Partnertier verstorben ist, aus unkontrollierter Vermehrung oder weil die Besitzer wie so oft falsch beraten wurden und die Tiere sich aus unterschiedlichster Konstellation wie z.B. nicht passendes Alter, nicht verstehen. Allzu oft wurden die Meerschweinchen für Kinder angeschafft, die nach wenigen Monaten schon das Interesse an den Tieren verloren haben. Gut 80% aller Schweinchen kommen aus diesem Grund zu mir. Ich möchte ganz klar darstellen, dass ich es wichtig und schön finde, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen und lernen Verantwortung zu übernehmen. Jedoch muss den Eltern klar sein, das Meerschweinchen bis zu 10 Jahre alt werden können und die Eltern dem Wunsch nach einem Meerschweinchen nur nachkommen sollten, wenn auch sie selbst Meerschweinchen halten möchten. Hinzu kommt, das Meerschweinchen Flucht- und keine Kuscheltiere sind. Allzu oft gibt es Streit in der Familie um die Fütterung und Säuberung der kleinen Fellnasen und wenn dann der Endschluss gefallen ist die Tiere wieder abzugeben, gibt es oft ein riesiges Theater Seitens der Kinder. Beugt dem bitte vor, indem ihr euch bewusst seid, wie viel Arbeit diese Tiere im Alltag machen.
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Wenn ich diese Tiere bei mir aufnehme, werden die Böcke umgehend von meiner Tierärztin kastriert. Unseriöse Notstationen und Züchter sind meist aufs schnelle Geld aus und dadurch werden die meist noch viel zu jungen Böcke von der Mutter getrennt und nicht kastriert, da eine Kastration je nach Tierarzt 100 € bis 160 € kostet. Im schlimmsten Fall sitzen dann diese „kleinen Zwerge“ ohne Erzieherschwein in viel zu kleinen Käfigen. Bitte überlegt euch gut, ob ihr dies unterstützen wollt. Im späteren neuen Zuhause stellen sich dann Probleme heraus, weil die „Böckchen“ keinerlei Sozialverhalten erlernt haben. Dies ist meist der Hauptgrund, weswegen ich als Notstation kontaktiert werde und meine Schweine diese Neuankömmlinge aufwendig resozialisieren müssen.
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In einer Meerschweinchen Gruppe herrscht eine klare Rangordnung an die sich jedes einzelne Tier hält. Wenn Meerschweinchen Babys geboren werden, wachsen Sie nach diesen Regeln sozialisiert auf. Um friedlich in Harmonie miteinander leben zu können, müssen die Meerschweinchen wissen, wie man sich gegenüber ihren Artgenossen -wie in einer „Familien Hierarchie“- verhält.
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Verstirbt ein Tier oder kommt ein Neues hinzu, wird die Rangordnung neu „gewürfelt“. Deshalb sind besonders die Meerschweinchen Babys der aufgenommen, trächtigen Mütter, besonders gut sozialisiert, wenn sie hier im meiner Notstation geboren werden. Die jungen Böckchen werden bei mir im vorgesehenen Alter / Gewicht frühkastriert, so dass sie nicht aus der Gruppe genommen werden müssen. Denn genau diese Phase ist die Wichtigste in ihrem Leben, demnach dürfen sie dann auch noch weiter bei der Mama bleiben und etwas Milch genießen.
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Fast 90% der Meerschweinchen werden einfach zu früh von der Gruppe / Mutter getrennt und besonders die Böckchen sind meist in Jungtiergruppen ohne „Erzieher“ sich selbst überlassen. Diese unsozialen Tiere werden mir dann oft als „Streithammel“ vermittelt. Dieser muss aufwendig, mit vorangegangener Quarantäne und Kastration, resozialisiert werden.
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Stress ist es für alle Beteiligten, sei es für mich die stets die Vergesellschaftung / Resozialisierung begleiten muss, sowohl auch für die Schweinchen, die dem Neuankömmling klare Linien aufzeigen müssen. Deshalb sind charakterstarke Tiere und eine ausgeglichene Gruppe für meine Notstation besonders wichtig. Eine labile und stressempfindliche Gruppe könnte einem ebenso labilen Tier nicht helfen.
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Wichtig ist mir ebenfalls euch jede einzelne Geschichte meines „Schützlings“ in einem persönlichen Gespräch zu erzählen.
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